Das Märchen geht gut aus. Wir kennen es ja alle. Nach langem Schlaf, der Ruhezeit, ist das Dornröschen frei, aus der Kindheit in die Erwachsenenwelt zu treten. Es lassen sich zahlreiche Deutungen dieses Märchens finden. Jede Deutung wird ihre persönlich erlebte Dichte haben. In dieser Inszenierung wird versucht, dem Publikum nicht eine bestimmte Interpretation aufzudrängen. Die poetische Offenheit des Märchens bei seiner gleichzeitigen Reduktion der Geschehnisse auf ihren wesentlichen Kern soll erhalten bleiben. Dem Publikum darf das „Märchenhafte“ nicht verlorengehen. Gewiß, die Figuren sind zugespitzt, das schreiende und lachende Baby Dornröschen, dann das mutige und neugierige Dornröschen an seinem fünfzehnten Geburtstag, der stolze Vater, eitel, oberflächlich und irriger Weise glaubend, er könne mit Macht jede „Spindel“ verbannen, die ruhige Mutter, zufrieden, aber die empörte dreizehnte Fee, zurückgewiesen, verletzt, mehr verkörpernd als das vordergründig sichtbare Alltagsleben am Königshofe, der dichte Dornenwald aus kribbeligen Kinderhänden, der aufgeregte Koch.
Das Spiel ist ein offenes Puppenspiel mit fast lebensgroßen weichen Textilpuppen. Der Spieler bleibt immer sichtbar, wird aber bald von den Kindern nicht mehr wahrgenommen. Der enge Kontakt zum Publikum ist ein wichtiger Bestandteil der Inszenierung. Das Spiel ist wie ein großes Bilderbuch, warm. Lustig, spannend, intim, zum Mitmachen einladend, lebendig.
Lille Kartofle Theater
Spiel: Matthias Kuchta
Figurenbau: Mechthild Nienaber, Matthias Kuchta